Sonntag, 23. September 2007

Back home

So meine Lieben, das wird nun mein letzter Eintrag auf dieser Seite sein. Bin mittlerweile nämlich wieder back home in Good old Germany... Trotzdem will ich euch noch an den Erlebnissen meiner letzten Tage und Wochen in Bolivien teilhaben lassen. Bzw. auch an meinen Erlebnissen in Peru, dahin hat es mich nämlich auf meiner kleinen Abschlussreise als erstes geführt.
Nachdem mein Praktikum Ende August vorbei war, bin ich direkt mit Janine für eine Woche nach Peru gefahren. Als erstes stand Cusco auf dem Programm: Die Stadt von welcher aus man zum Machu Picchu - das Touri-Highlight schlechthin in Südamerika - startet. Alleine schon diese Stadt hat uns sehr gut gefallen, da diese sehr gepflegt und sehr schön ist: viele große Plätze mit großen prachtvollen Häusern im Kolonialstil. Am ersten Tag ging es von dort aus aber gleich schon nach Aguas Calientes - das Dorf unterhalb vom Machu Picchu - wo wir übernachteten und am nächsten Morgen früh um 6 zu den Ausgrabungsstädten hochgefahren sind. Da dieser Ort nachmittags immer sehr überlaufen ist, wollten wir die ersten Morgenstunden für den Besuch nutzen, um den ganzen großen Tourigruppen zu entkommen. Das frühe Aufstehen hat sich auch gelohnt, denn es war kaum was los und wir hatten noch die Möglichkeit, den Huayna Picchu zu besteigen: Ein Berg, der über den Machu Picchu ragt und von welchem man einen gigantischen Blick auf die Ruinen hat. Jedoch werden täglich nur 400 Touris auf den Pfad gelassen und deswegen muss man dazu früh dran sein.
Den Rest vom Tag verbrachten wir dann in der Inkastadt, bestaunten die alten Ruinen und die Baukünste und genossen den Ausblick auf die umliegenden Täler und Berge. Machu Picchu liegt nämlich auf einem Berggrücken und der Ausblick auf die umliegenden Täler und Berge ist gigantisch! Obwohl alles sehr touristisch ist, war die Anlage trotzdem so beeindruckend, dass sich auch der finanzielle Aufwand gelohnt hat: An diesem Tag hab ich so viel ausgegeben, wie ich noch nie an einem Reisetag ausgegeben habe!
Den nächsten Tag verbrachten wir nochmal in Cusco, bevor es mit dem Nachtbus nach Arequipa ging, die zweitgrößte Stadt Perus. Von dort aus ist der Colca Canyon nicht weit entfernt, der tiefste Canyon Lateinamerikas, tiefer noch als der Grand Canyon in den USA. In diesem waren wir 2 Tage auf einem Trekking unterwegs: Am ersten Tag ging es 1300 Höhenmeter nach unten und zu unserem Nachtlager auf der anderen Seite wieder ca 500 nach oben. Am zweiten Tag wanderten wir den Canyon entlang und stiegen in eine Oase hinab, in der es auch Swimming Pools gab. Eigentlich sollten wir dort auch übernachten und am nächsten Tag früh morgens die 1000 Höhenmeter aufsteigen, da wir aber noch recht fit waren, beschlossen wir, den Aufstieg noch am selben Abend zu machen. Da 1000 Höhenmeter nicht ganz ohne sind, entschlossen wir uns dazu, uns ein Maultier zu mieten, welches unser Gepäck trug - das war ganz angenehm! Die ganzen Dörfer in diesem Tal sind alle nicht mit Autos zugänglich, so dass Maultiere und Esel hier reguläre Transportmittel sind. Diese rennen regelrecht die Berge hoch und runter, wie auch ihre Treiber. Das Trekking hat echt Spass gemacht, auch wenn ich zu Beginn etwas Schiss davor hatte, da ich ja nicht wirklich die Sportskanone bin. So lange man jedoch einfach langsam läuft, geht alles!
Nach einer Nachtfahrt zurück nach La Paz und einem Tag Pause in meiner eigenen Bude, ging es weiter nach Santa Cruz im Osten Boliviens - und diesmal alleine!
Santa Cruz liegt im bolivianischen Tiefland auf ca. 400m Höhe. Diese Gegend ist durch große Landwirtschaft geprägt und das Klima ist fast subtropisch. In Santa Cruz war es mir selbst jedoch viel zu heiss. Im Umland wurden zu dieser Zeit nämlich Felder verbrannt, um diese für die Neusaat vorzubereiten, wodurch der Himmel nie klar und voller Rauch war. Man hat die Sonne nie gesehen, man hat sich jedoch wie in einem Treibhaus gefühlt - total unangenehm!
Mein Plan war eigentlich der, in einen kleineren Ort zu fahren, von welchem man Touren in einen Nationalpark machen kann und Dörfer anschauen kann, in welchen Che Guevara umkam und begraben wurde. Als ich jedoch in Samaipata ankam, waren kaum Touris vor Ort, so dass ich keine Gruppe finden konnte, mit denen ich die Che-Tour machen oder in den Urwald gehen konnte. Super ärgerlich! Alleine wäre mich der Spass einfach auch viel zu teuer gekommen. So bin ich für einen Tag nach Vallegrande gefahren, der Ort in welchem Che begraben wurde und habe mir das Museum angeschaut, mir die Geschichte erzählen lassen und die historischen Stätten besichtigt. Abends ging es dann unplanmäßig zurück nach Santa Cruz, wo ich ein ganz nettes Hostal gefunden habe mit Tucanen im Innenhof und Hängematten. :-)
Eine weiter Attraktion in der Gegend von Santa Cruz sind alte Jesuitenmissionen mit sehr schönen Kirchen, welche ich spontan entschloss, anzuschauen. Das nächst gelgene Missionsdorf liegt ca. 5 Stunden von Santa Cruz entfernt, so dass mein Plan war, am ersten Tag in das erste Dorf zu fahren, am nächsten Morgen in das zweite und am Abend wieder zurück nach Santa Cruz. Irgendwie hatte ich mit meinen Plänen dieses Mal kein Glück bzw. war ich vom vielen Reisen der letzten Zeit einfach schon genervt, so dass sich meine Pläne zwischendurch auch wieder geändert haben. Die Fahrt war nämlich schon super anstrengend: ich war die einzige Ausländerin in einem alten, überfüllten Bus, der irgendwann auf dem Weg auch seinen Geist aufgegeben hat, so dass wir in einen anderen, noch überfüllteren Bus umsteigen mussten. Dort habe ich netterweise einen jungen Bolivianer kennen gelernt, welcher mir spontan angeboten hat, mich am Abend durch das Dorf zu führen. Das war auch ganz nett, er zeigte mir die Jesuitenkirche und wir besuchten sogar einen Gottesdienst. Normalerweise bin ich nicht so der Kirchenfan, dieses Gebäude hat mich jedoch echt fasziniert: Es besteht komplett aus Holz und ist bemalt. Dadurch entsteht eine richtig warme Atmosphäre in dieser Kirche.
Am nächsten Morgen wollte ich in das nächste Dorf (Concepción) weiterfahren, saß 2 Stunden am Straßenrand des kleinen Dorfes und habe auf den Bus gewartet, der jedoch nicht kam. Mir konnte auch keiner sagen, wann von Concepción aus die Busse nach Santa Cruz fahren und irgendwann beschloss ich, dieses Dorf nicht mehr anzuschauen und bin in den nächsten Bus eingestiegen, der nach Santa Cruz ging. Ziemlich traurig aber ich hatte einfach keine Lust mehr ... Das Doofe war einfach, dass ich zum einen nicht der Allein-Reise-Typ bin (das würde sicher gehen, wenn man sich mit anderen Alleinreisenden zusammenschließen hätte können) und zum zweiten war ich mit den Gedanken schon wieder daheim in Deutschland, was auch nicht gerade die tollste Voraussetzung zum Reisen ist. Nun gut, das ist eben auch ne Erfahrung!
Einen Tag verbrachte ich dann noch lesend in einer Hängematte im Hostal in Santa Cruz, bevor es weiter nach Cochabamba ging - eine Stadt zwischen Santa Cruz und La Paz, in welcher ich mein letztes Wochenende in Bolivien verbrachte. Meine bolivianische Freundin Daniela kommt dort nämlich her und sie lud mich und Janine zu ihrer Familie ein. Ihr Bruder, ihre Mum und sie bemühten sich, dass wir den besten Eindruck von der Stadt und bolivianischen Bräuchen bekommen und hatten schon ein großes Programm auf die Beine gestellt. Am ersten Tag ging es erst mal in das Stadtzentrum und nachmittags zu einem Stausee und in ein kleines Dörfchen. Wir mussten unbedingt Chicha probieren, ein alkoholischen Getränk aus Mais, bekamen ein leckeres Essen vorgesetzt und hatten die Möglichkeit eine bolivianische Familie kennen zu lernen. Am nächsten Tag ging es zum Cristo. Wie in Rio de Janeiro befindet sich in Cochabamba auf einem Berg eine riesige Cristo-Statue, welche von der ganzen Stadt aus zu sehen ist. Früh am Morgen stiegen wir den Berg zu dieser hoch und genossen den Ausblick auf die Stadt. Zum Mittagessen ging es in ein Hotel mit Pool, an dessem Rande es ein Mittagsbuffet gab. Dort wurde uns dann vorgeführt, was uns schon jeder über die Cochabambinos erzählt hatte: Sie essen Unmengen!!! Es war nicht mehr feierlich, wie die Bolivianer bei diesem Buffet ihre Teller beladen hatte...
Nachts ging es dann wieder zurück nach La Paz, denn die beiden Mädels mussten am nächsten Tag, Montag, ja wieder arbeiten...
Meine letzte Woche verbrachte ich damit, meine restlichen Geschenke in La Paz zu besorgen, nochmal alle Leute zu treffen und bei meinem Chef war ich auch noch zum Essen eingeladen - sehr nett! Einen halben Tag fuhr ich auch noch nach Tiwanaku: Eine Ausgrabungsstätte in der Nähe von La Paz, welche noch vor der Inka-Kultur entstand. Teilweise sind die Funde fast 2000 Jahre alt. In den Wochen und Monaten zuvor hatte ich es nie geschafft, dorthin zu fahren, so dass ich meinen vorletzten Tag noch dazu nutzte.

Seit 10 Tagen bin ich nun wieder daheim! Dieses Mal kam mein Gepäck auch mit mir im Flieger mit, ich musste kein Übergepäck bezahlen, nur die 30 Stunden Reise waren einfach zu lange!
Ich freue mich jetzt auch so richtig, wieder hier zu sein. Die Zeit in Bolivien war echt super toll, 5 Monate reichen jedoch. Morgen geht es mit meinem Sack und Pack wieder zurück nach Tübingen, wo ich ab Mitte Oktober meine Diplomarbeit schreiben werde. Davor geht´s jetzt aber erst mal noch nach Kölle und zu meiner Schwester nach Den Haag.

Montag, 27. August 2007

Muela del Diablo

Muela del Diablo - Backenzahn des Teufels: So wird ein Fels in der Nähe von La Paz genannt und mit viel Fantasie kann man in ihm auch tatsächlich einen Zahn erkennen.
Am Fusse dieses Teufelszahnes sollte am gestrigen Sonntag ein Volksfest stattfinden, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten. Leider stellte dieses sich als Reinfall heraus, da dieses schon zu Ende war, als wir um circa 14.30 Uhr dort ankamen und von den auf den Plakaten angepriesenen Musikgruppen haben wir keine einzige mitbekommen. Deswegen nutzten wir die Zeit für eine kleine Wanderung und genossen den Ausblick über ganz La Paz ...

Meine Zeit in Bolivien neigt sich nun dem Ende zu. Die letzte Arbeitswoche ist angebrochen und am Samstag starte ich meine kleine Reise. Die erste Woche kommt eine Freundin mit nach Peru und wir wollen zum Machupicchu und in den Colca Cañon bei Arequipa. Eigentlich wollte ich mir noch mehr in Peru anschauen, das Erdbeben vor kurzem hat mir jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deswegen werde ich mit Janine zurück nach La Paz fahren, von dort aus am 10.9. nach Santa Cruz im Osten von Bolivien fliegen und von dort aus nach Cochabamba fahren, wo ich mich mit meiner bolivianischen Freundin treffen werde. So um den 17. September werde ich dann wieder in La Paz sein und am 20. September geht mein Flieger back to Germany...

Mittwoch, 22. August 2007

Sorata

Letztes Wochenende ging es nach Sorata - ein kleines Städtchen 150 km nördlich von La Paz auf nur 2700 m Höhe. Dieses ist bekannt für seine Kolonialbauten und für die Landschaft, in der es liegt. Es hiess, man könne dort toll wandern, was wir dann auch gleich mal gemacht haben. Wir, das heisst: Daniela (Bolivianerin), Pitu (Bolivianer), Daniele (Italiener), Janine, Vanessa, Franca und ich.
Am Samstag besuchten wir eine Grotte, welche relativ touristisch aufgezogen war (mit Tretbooten im Inneren). Trotzdem hat sie mir ganz gut gefallen, da sie super gross war und wir die einzigen Besucher waren.
Am Sonntag stand dann eine krasse Wanderung an: Wir wurden auf ca. 3300m auf einen Berg gefahren und von dort aus wanderten wir auf 4200m zu einer Lagune hoch. Zum einen war es super anstrengend, da der Weg steil war und es nur bergauf ging, zum anderen weil die Luft irgendwann auch recht dünn wurde. Die Anstrengung hatte sich jedoch gelohnt, denn nach 3,5 Stunden erreichten wir unser Ziel, welches direkt unterhalb des Illampus liegt, ein 6000er. Dieser Anblick war doch recht beeindruckend.
Leider war es recht bewölkt, wodurch keiner von uns an Sonnencreme dachte. Dies machte sich bezahlbar, denn am Abend hatten alle einen fetten Sonnenbrand im Gesicht. Ein weiteres Souvenir dieser Wanderung war ein netter Muskelkater (am Montag konnte ich kaum Treppensteigen) und eine etwas weniger nette Infektion. Irgendetwas falsches muss ich wohl gegessen haben, denn am Montag abend hatte ich Fieber, Kopfweh, kalte Hände, Bauchweh und mir war schlecht. Deswegen bin ich gestern erst mal zum Arzt und dieser meinter, dass ich auf jeden Fall ne Infektion habe - aber ob es Salmonellen, Amöbien, Parasiten o.ä ist, kann er mir erst morgen sagen. Da bin ich ja mal gespannt! Aber macht euch keine Sorgen: Eigentlich geht es mir ganz gut, bin lediglich etwas schwächlich und schön am Tee trinken und Kekse essen. Ich glaube, davor bleibt in Bolivien einfach niemand verschont!

Montag, 13. August 2007

Buenos Aires

Die Zeit vom 2.-11.08. verbrachte ich in Buenos Aires - eine sehr europäische Stadt, in der ich am Liebsten noch viiiieeeel länger geblieben wäre.
Der Grund für die Reise stellte das Southamerican Business Forum dar: Ein Studentenkongress zum Thema "Nachhaltige Entwicklung Lateinamerikas", an welchem Studenten aus aller Welt teilnahmen. An diesem nahm ich die ersten drei Tage meines Aufenthaltes in Buenos Aires teil. Ich bin jedoch froh, dass ich noch ein paar Tage länger blieb, denn der finanzielle Aufwand der Reise hätte sich alleine für das Forum nicht gelohnt. Die Referenten waren zwar alles sehr renomierte Leute, wie z.B. der Vize von Petrobras und General Electrics, der deutsche Botschafter oder der Ex-Kanzler von Österreich und momentaner VW-Chef von Argentinien. Deren Beiträge variierten jedoch sehr in ihrer Qualität, teilweise waren die Präsentationen reine Firmen-Propaganda oder es wurden tausende Zahlen genannt, ohne dass diese mittels Schaubildernveranschaulicht wurden. Ab und zu vermisste ich auch das akademische Niveau.
Dafür war die Organisation jedoch super gut und ich lernte viele nette Studenten v.a. aus Lateinamerika kennen. Es war super interessant z.B. von Venezolanern oder Kolumbianern aus erster Hand mehr über die momentane politische und wirtschaftliche Situation ihrer Länder zu erfahren. An den Abenden wurde immer sehr viel gefeiert, so dass ich nach den drei Tagen Kongress erst einmal erholungsbedürftig war.
Total super war, dass mein Mitbewohner Bene aus La Paz auch nach Buenos Aires geflogen kam, so dass ich die restliche Zeit meines Aufenthaltes die Stadt nicht alleine besichtigen musste.
Buenos Aires hat ein unglaubliches Flair. Durch die vielen Häuser im Kolonialstil fühlte ich mich fast wie in Europa, z.B. wie in Madrid. Es gab endlich mal wieder ordentliche Geschäfte, in welchen man alles kaufen konnte, nach was einem das Herz begehrt und dabei war auch noch Winterschlussverkauf: Sehr tückisch! Auch sehr reizvoll war das sehr geile argentinische Rindfleisch, welches man sehr günstig überall direkt vom Grill essen kann - köstlich!
Die Bevölkerung aus Buenos Aires - auch porteños genannt - erscheint sehr westlich, vom Kleidungsstil und von ihrem Auftreten her. Ihnen wird auch nachgesagt, super viel auf sich zu halten. Ein Witz über die porteños: "Wie begeht ein porteño Selbstmord? - Er springt von seinem Ego herunter." hihi.... witzig!
Für mich war eine "europäische" Stadt nach drei Monaten La Paz jedoch super erholsam. Ein stückweit habe ich mich wie zuhause gefühlt und am Ende wollte ich gar nicht mehr unbedingt nach La Paz zurück...
Bene und ich liessen die Zeit in Buenos Aires ziemlich ruhig angehen und hetzten nicht von einer Touri-Attraktion zur nächsten. Davon gibt es auch nicht soooo viele - was die Stadt ausmacht ist einfach die Stimmung in den Strassen und deswegen sind wir super viel einfach nur durch die Stadt gelaufen und haben uns die verschiedenen Viertel angeschaut.
Wie z.B. das Viertel "La Boca". Dieses ist bekannt für seine bunten Häuser. Da es am Hafen liegt, haben die Seemänner die restliche Schiffsfarbe dazu benutzt, die Häuser anzumalen - sehr hübsch. Mittlerweile aber auch super touristisch. In La Boca befindet sich auch das Stadion von Boca Juniors, eine Mannschaft, die jedem wahren Fussball ein Begriff sein sollte (Heimatverein von Maradona). Eine Stadionbesichtigung liessen wir uns deswegen natürlich nicht entgehen!
Auch besichtigten wir das Künstlerviertel "San Telmo", das Regierungsviertel mit dem Casa Rosada (der Regierungssitz von Kirchner), die breiteste Strasse der Welt (ca 16-spurig), den modernen Hafen "Puerto madero" mit zu Business-Gebäuden umgebauten Hafenanlagen, einen Friedhof mit riessigen Gruften bekannter Persönlichkeiten aus Buenos Aires (mit dem Grab von Eva Perón - besser bekannt als Evita) und auch eine Tango-Show. Der Tango ist die Leidenschaft der Porteños und wirklich sehr beeindruckend anzuschauen - voller Leidenschaft!!!

Einen Ausflug machten wir auch nach Colonia/ Uruguay. Diese Stadt auf der anderen Seite des "Rio de la Plata" und ist mit dem Schnellboot nur 1 Stunde von Buenos Aires entfernt. Das Altstadt-Zentrum ist Weltkulturerbe der UNESCO und man fühlt sich wie in Portugal: Lauter kleine bunte Häuser. Leider gab es ansonsten nicht mehr allzu viel zu sehen. Aus Langeweile entschlossen wir uns einen Ausritt zu machen, der als Touristenattraktion angeboten wurde. Ich als grosser "Pferdefan" hatte mein Pony natürlich super im Griff und überstand sogar kurze Trab-Strecken... Danach tat mir jedoch mein Hintern weh und ich war total durchgefroren, denn es war ein super kalter Tag.
Hier in La Paz erwarten mich weitere drei Wochen Praktikum. So langsam bin ich auch froh, dass es bald wieder nach Hause geht. Auf dem Flughafen von Buenos Aires stand eine riessige Lufthansa-Maschine, die nach Frankfurt ging. Ich wäre am Liebsten eingestiegen...


Montag, 30. Juli 2007

Wochenende in La Paz

Dieses Wochenende verbrachte ich mal wieder in La Paz und auch hier kann man was erleben: Die Abende/ Nächte waren mit Parties ausgeplant, am Samstag war die Entrada Universitaria und den Sonntag verbrachte ich auf dem Markt in El Alto.
Die Entrada Universitaria ist ein grosser Umzug (ähnlich wie die Fiesta del Gran Poder, siehe früherer Eintrag), welcher den ganzen Tag lang durch die Stadt führt und das neue Semester einleutet, welches diese Woche beginnt. Jeder Studiengang der staatlichen Universität nimmt an diesem Umzug teil und tanzt einen anderen traditionellen bolivianischen Tanz, für welchen wochenlang geübt wurde. Auch mein Mitbewohner Bene hat mitgetanzt, weil die psychologische Fakultät noch männliche Teilnehmer gesucht hat. Das Foto von ihm entstand in unserem Garten, leider verpassten wir ihn bei der Entrada....
Was ich bei einem Gespräch mit einem Bolivianer erfahren habe ist, dass den Studenten, welche nicht an der Entrada teilnehmen, Punkte abgezogen werden. Genauso werden sie mit einem Punkteabzug bestraft, wenn sie nicht an studentischen Demonstrationen teilnehmen. Das fand ich ganz schön krass: Bolivien will ein demokratisches Land sein????

Am Sonntag morgen ging es auf den Markt in El Alto, der höher gelegenen armen Schwesterstadt von La Paz. Es heisst, dass dieser Markt der grösste ganz Lateinamerikas sei. Er war auch wirklich riessen gross und es gab einfach ALLES! Lebensmittel, CDs und DVDs (natürlich keine Originale), Autos, Ersatzteile, Werkzeuge, Maschinen, Kleidung, Schuhe, Tiere (Katzen, Hunde, Hühner, Schweine, Schafe,...), Möbel, Holz, Türen, Spielzeug, Metall ..... und Abfall. In einem Teil des Marktes wurden wirklich leere Dosen, Flaschen, Schraubgläser, etc. verkauft, welche wohl in La Paz aus dem Müll gefischt wurden - unglaublich. Da man immer wieder von Diebstahl auf diesem Markt hört, liess ich meine gesamten Wertgegenstände zu Hause und hatte deswegen nur eine Einwegkamara und nicht meine Digicam dabei, weshalb ich leider keine Fotos von dem Markt ins Netz stellen kann.

Ja und von den Parties gibt es soviel zu berichten, dass die Bolivianer einfach unglaublich viel Alkohol trinken. So mancher Bolivianer in meinem Alter legt ein Trinkverhalten an den Tag, wie vielleicht mancher Jugendlicher in Europa bei seinen ersten Alkohol-Erfahrungen: Es wird in kürzester Zeit die möglichst grösste Menge an hartem Alkohol konsumiert. So sind Alkoholleichen auf jeder Veranstaltung Standard... Meine bolivianischen Freunde sind zum Glück jedoch etwas anders drauf, so dass man ordentlich mit ihnen feiern kann!

Am Donnerstag gehts jetzt für 9 Tage nach Buenos Aires. Ihr könnt euch also schonmal auf meinem nächsten Post über Argentinien freuen!

Sonntag, 22. Juli 2007

Ein unverhofft verlängerter Aufenthalt in Rurrenabaque


Hola! Seit dem letzten Eintrag ist schon wieder einige Zeit vergangen und dieses Mal gibt es auch richtig viel zu berichten. War die letzte Woche komplett auf Reisen, wenn auch nicht ganz freiwillig. Dazu aber später. Am Freitag, den 13.7. war nämlich erst mal Betriebsausflug der Kammer angesagt. Dazu wurden alle 10 Beschäftigten in einen Kleinbus eingeladen und es ging zuerst zu einer grossen Textilfirma in La Paz, die für Ralph Lauren produziert. Wir besichtigten die Produktionsanlagen, die richtig high tech mässig ausgestattet sind. Danach gings in die subtropischen Yungas nach Coroico (wo ich auch schonmal mit dem Fahrrad runter gedüst bin), dort wurde zu Mittag gegessen und ein Mitglied der Kammer besucht: Ein Schweizer Ehepaar, welches Echinacea, Kamille und andere Kräuter anbaut, um diese dann in ihrem kleinen Labor zu Arzneien weiterzuverarbeiten. Wir wurden durch ihr grosses, idyllisches Anwesen geführt und danach zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Am Tag darauf, dem Samstag, startete unsere ursprünglich bis Mittwoch geplante Reise nach Rurrenabaque, in der Amazonasregion. Wir, das waren 6 deutsche Praktikanten aus La Paz: Janine, Stefanie, Verena, Charlotte, Benedikt und ich. Alleine die Anreise stellte schon ein kleines Abenteuer dar, da wir mit einer kleinen Dschungelmaschine mit 19 Sitzplätzen geflogen sind und die Landepiste in Rurre nicht geteert ist und nur aus Gras besteht - demnach war die Landung auch ziemlich hopplich...
In Rurrenabaque angekommen mussten wir uns erst einmal unseren Winterklamotten entledigen, da es sehr heiss und schwül war. Puh, das waren wir gar nicht mehr gewöhnt... Am Tag darauf starteten wir dann unsere 3tägige Pampas-Tour. Dafür mussten wir zuerst 3,5 Stunden lang mit einem Kleinbus durch die Landschaft fahren, wobei wir ganz schön durchgeschüttelt wurden. Die Strasse war nämlich quasi inexistent, da sie nur aus Erde bestand, mit riessigen Löchern und Spurrillen. Danach ging es für weitere 3 Stunden mit einem kleinen Holzboot (für die Tübinger: quasi ein Stocherkahn, jedoch mit Motor) über einen kleinen Fluss. Am Ufer konnten wir Krokodile, Schildkröten, schweineähnliche Flussratten (hab leider den Namen vergessen), viele Vögel und Affen beobachten. Teilweise fuhren wir nur mit einem Abstand von ca. 2 Meter an den Krokodilen vorbei. Diese seien jedoch relativ harmlos, da die grossen gefährlichen in nahe gelegenen Lagunen hausen und nicht am Fluss. Das haben wir dann einfach mal geglaubt... Unsere Unterkunft bestand aus Holzhütten der einfachsten Art, mit Moskitonetzen, Hängematten und Verschlägen, in welchen man sein Geschäft verrichten konnte. Strom gab es nur, wenn der Generator angeworfen worde. Am ersten Abend schauten wir uns noch von einer Aussichtsplattform den Sonnenuntergang über der Pampa an und als es dunkel wurde, gingen wir auf Krokodil-Schau. Wir liessen uns mit dem Boot den Fluss runter treiben und die Augen der Krokodile leuchten im Schein der Taschenlampe knall rot. Unser Führer hat uns dann noch ein kleines Krokodil gefangen (ca 1 Meter lang), welches wir aus der Nähe betrachten konnten.

Am nächsten Morgen ging es auf eine Wanderung durch die Pampa auf Anaconda-Suche. Mit unseren weissen Hemden, die uns vor Moskitos schützen sollten, sahen wir aus wie Ärzte auf Exkursion. Es ging durch riesige Schilffelder, durch kniehohes Wasser, durch Unterholz und durch Matsch. Unsere Guides hielten immer Ausschau nach Schlangen, die sie uns fangen konnten, leider hatten wir auf der Suche kein Glück. Auch nicht schlimm, denn wie ich gemerkt habe, bin ich ein kleiner Schisser... Dafür haben wir jedoch die Bekanntschaft mit einem Wespenschwarm gemacht, die mich erst mal ins Ohr und in den Finger gestochen haben (hat ganz schön weh getan und ist angeschwollen) und wir kamen völlig dreckig und fertig zu unserem Camp zurück. Da mussten Bene und ich erst einmal feststellen, dass unsere Reisepässe, die in einer Beintasche von Bene verstaut waren, bei der Wanderung leicht gelitten haben: Sie waren durchweicht. Zum Glück konnte man unsere Einreisestempel noch lesen und wir trockneten die Pässe mit rosa Klopapier. Deswegen hat das Papier jetzt auch nen leichten rosa Stich. Hoffe, das gibt bei der nächsten Einreise keine Probleme... Aber gut: Ein weiteres Andenken an Bolivien!
Am Nachmittag wurde uns die Möglichkeit gegeben, mit rosa Flussdelphinen zu schwimmen. Dies liess ich jedoch sein, da am Flussufer Krokodile lagen, die dort zwar auch liegen blieben, aber wie gesagt: Ich bin ein kleiner Schisser und schaute den anderen lieber vom Boot aus zu. Danach ging es zum (Cai)piranha-Fischen, was wiederum super Spass gemacht hat. Die Fische gab es dann zum Abendessen - na ja, nicht wirklich lecker... Am nächsten Morgen ging es dann noch auf einen kleinen Spaziergang durch einen Wald, in welchem uns unser Guide viel über die Pflanzen und ihre Verwendung in der Medizin erzählt hat, und nach dem Mittagessen ging es wieder zurúck nach Rurrenabaque.

Eigentlich sollten wir dann am darauffolgenden Morgen (Mittwoch) wieder nach La Paz zurück fliegen,was sich jedoch als unmöglich herausstellte. In Rurre hatte es nämlich geregnet und dadurch war die Graspiste nass, weswegen die Flugzeuge weder starten noch landen konnten. Den gesamten Mittwoch hingen wir deswegen in Rurrenabaque ab, checkten alle paar Stunden das Büro der Fluggesellschaft, die uns aber nicht wirklich weiterhelfen konnten, bzw. einfach nicht wussten, wann die Flugzeuge wieder fliegen konnten. Abends erfuhren wir dann, dass wir für Donnerstag Abend einen Platz im Flieger haben. Da für Freitag Generalstreik in La Paz angekündigt war und wir eh nicht hätten arbeiten müssen, entschieden Verena (die andere Kammerpraktikantin) und ich, unseren Aufenthalt bis Samstag zu verlängern und noch einen 2 tägigen Dschungel-Trip dranzuhängen. Muss man ja schon mal ausnutzen, wenn man unverhofft frei bekommt...
So ging es Donnerstag und Freitag in den Dschungel, mit dem Boot nen anderen Fluss in ne andere Richtung entlang - in den Nationalpark Madidi. Die Vegetation war echt der Hammer: Riesige Bäume, Farne, Lianen usw. Unser Guide ist in einem Stamm im Dschungel aufgewachsen und verfügte daher über ein grosses Wissen. Er liess uns Pflanzen und Termiten kosten, wir tranken aus Lianen, welche Wasser speichern, er baute uns in kurzer Zeit einen Speer und eine Lianen-Schaukel und suchte uns handflächen grosse Spinnen.
Am zweiten Tag ging es zu einem Papageien-Berg, wo diese Vögel in freier Wildbahn zu beobachten sind. Dazu mussten wir jedoch erst über den Beni-River schwimmen und gegen die Strömung ankämpfen - was für ein Spass! Nach dem Mittagessen ging es dann auch schon wieder zurück nach Rurrenabaque. 2 Tage Regenwald waren echt etwas kurz, es werden auch bis zu 20tägige Survival-Touren angeboten, bei welchen man weiter in den Regenwald eindringt und sich nur von Pflanzen und Tieren ernährt, welche auf dem Weg gefunden werden. Das hätte mich schon gereizt, leider fehlt mit dazu jedoch die Zeit...
Seit Samstag abend bin ich nun wieder in La Paz und hab den heutigen Sonntag mal Zeit, mich etwas zu erholen. Morgen gehts dann auch wieder ins Büro, in 1,5 Wochen fliege ich jedoch schon wieder für 9 Tage auf das Southamerican Business Forum (www.sabf.org.ar) nach Buenos Aires. Dieses ist zum Thema "Positioning Strategies for South America" und es nehmen ein Wochenende lang Studenten aus aller Welt daran teil. Wird sicher interessant. Da sich die Anreise für ein Wochenende finanziell für mich jedoch nicht gelohnt hätte, hat mir mein Chef netterweise länger frei gegeben, so dass ich nun vom 2.-11.8. in Buenos Aires sein werde. :-)
Danach bleiben dann auch nur noch 3 Wochen Praktikum...