Sonntag, 23. September 2007

Back home

So meine Lieben, das wird nun mein letzter Eintrag auf dieser Seite sein. Bin mittlerweile nämlich wieder back home in Good old Germany... Trotzdem will ich euch noch an den Erlebnissen meiner letzten Tage und Wochen in Bolivien teilhaben lassen. Bzw. auch an meinen Erlebnissen in Peru, dahin hat es mich nämlich auf meiner kleinen Abschlussreise als erstes geführt.
Nachdem mein Praktikum Ende August vorbei war, bin ich direkt mit Janine für eine Woche nach Peru gefahren. Als erstes stand Cusco auf dem Programm: Die Stadt von welcher aus man zum Machu Picchu - das Touri-Highlight schlechthin in Südamerika - startet. Alleine schon diese Stadt hat uns sehr gut gefallen, da diese sehr gepflegt und sehr schön ist: viele große Plätze mit großen prachtvollen Häusern im Kolonialstil. Am ersten Tag ging es von dort aus aber gleich schon nach Aguas Calientes - das Dorf unterhalb vom Machu Picchu - wo wir übernachteten und am nächsten Morgen früh um 6 zu den Ausgrabungsstädten hochgefahren sind. Da dieser Ort nachmittags immer sehr überlaufen ist, wollten wir die ersten Morgenstunden für den Besuch nutzen, um den ganzen großen Tourigruppen zu entkommen. Das frühe Aufstehen hat sich auch gelohnt, denn es war kaum was los und wir hatten noch die Möglichkeit, den Huayna Picchu zu besteigen: Ein Berg, der über den Machu Picchu ragt und von welchem man einen gigantischen Blick auf die Ruinen hat. Jedoch werden täglich nur 400 Touris auf den Pfad gelassen und deswegen muss man dazu früh dran sein.
Den Rest vom Tag verbrachten wir dann in der Inkastadt, bestaunten die alten Ruinen und die Baukünste und genossen den Ausblick auf die umliegenden Täler und Berge. Machu Picchu liegt nämlich auf einem Berggrücken und der Ausblick auf die umliegenden Täler und Berge ist gigantisch! Obwohl alles sehr touristisch ist, war die Anlage trotzdem so beeindruckend, dass sich auch der finanzielle Aufwand gelohnt hat: An diesem Tag hab ich so viel ausgegeben, wie ich noch nie an einem Reisetag ausgegeben habe!
Den nächsten Tag verbrachten wir nochmal in Cusco, bevor es mit dem Nachtbus nach Arequipa ging, die zweitgrößte Stadt Perus. Von dort aus ist der Colca Canyon nicht weit entfernt, der tiefste Canyon Lateinamerikas, tiefer noch als der Grand Canyon in den USA. In diesem waren wir 2 Tage auf einem Trekking unterwegs: Am ersten Tag ging es 1300 Höhenmeter nach unten und zu unserem Nachtlager auf der anderen Seite wieder ca 500 nach oben. Am zweiten Tag wanderten wir den Canyon entlang und stiegen in eine Oase hinab, in der es auch Swimming Pools gab. Eigentlich sollten wir dort auch übernachten und am nächsten Tag früh morgens die 1000 Höhenmeter aufsteigen, da wir aber noch recht fit waren, beschlossen wir, den Aufstieg noch am selben Abend zu machen. Da 1000 Höhenmeter nicht ganz ohne sind, entschlossen wir uns dazu, uns ein Maultier zu mieten, welches unser Gepäck trug - das war ganz angenehm! Die ganzen Dörfer in diesem Tal sind alle nicht mit Autos zugänglich, so dass Maultiere und Esel hier reguläre Transportmittel sind. Diese rennen regelrecht die Berge hoch und runter, wie auch ihre Treiber. Das Trekking hat echt Spass gemacht, auch wenn ich zu Beginn etwas Schiss davor hatte, da ich ja nicht wirklich die Sportskanone bin. So lange man jedoch einfach langsam läuft, geht alles!
Nach einer Nachtfahrt zurück nach La Paz und einem Tag Pause in meiner eigenen Bude, ging es weiter nach Santa Cruz im Osten Boliviens - und diesmal alleine!
Santa Cruz liegt im bolivianischen Tiefland auf ca. 400m Höhe. Diese Gegend ist durch große Landwirtschaft geprägt und das Klima ist fast subtropisch. In Santa Cruz war es mir selbst jedoch viel zu heiss. Im Umland wurden zu dieser Zeit nämlich Felder verbrannt, um diese für die Neusaat vorzubereiten, wodurch der Himmel nie klar und voller Rauch war. Man hat die Sonne nie gesehen, man hat sich jedoch wie in einem Treibhaus gefühlt - total unangenehm!
Mein Plan war eigentlich der, in einen kleineren Ort zu fahren, von welchem man Touren in einen Nationalpark machen kann und Dörfer anschauen kann, in welchen Che Guevara umkam und begraben wurde. Als ich jedoch in Samaipata ankam, waren kaum Touris vor Ort, so dass ich keine Gruppe finden konnte, mit denen ich die Che-Tour machen oder in den Urwald gehen konnte. Super ärgerlich! Alleine wäre mich der Spass einfach auch viel zu teuer gekommen. So bin ich für einen Tag nach Vallegrande gefahren, der Ort in welchem Che begraben wurde und habe mir das Museum angeschaut, mir die Geschichte erzählen lassen und die historischen Stätten besichtigt. Abends ging es dann unplanmäßig zurück nach Santa Cruz, wo ich ein ganz nettes Hostal gefunden habe mit Tucanen im Innenhof und Hängematten. :-)
Eine weiter Attraktion in der Gegend von Santa Cruz sind alte Jesuitenmissionen mit sehr schönen Kirchen, welche ich spontan entschloss, anzuschauen. Das nächst gelgene Missionsdorf liegt ca. 5 Stunden von Santa Cruz entfernt, so dass mein Plan war, am ersten Tag in das erste Dorf zu fahren, am nächsten Morgen in das zweite und am Abend wieder zurück nach Santa Cruz. Irgendwie hatte ich mit meinen Plänen dieses Mal kein Glück bzw. war ich vom vielen Reisen der letzten Zeit einfach schon genervt, so dass sich meine Pläne zwischendurch auch wieder geändert haben. Die Fahrt war nämlich schon super anstrengend: ich war die einzige Ausländerin in einem alten, überfüllten Bus, der irgendwann auf dem Weg auch seinen Geist aufgegeben hat, so dass wir in einen anderen, noch überfüllteren Bus umsteigen mussten. Dort habe ich netterweise einen jungen Bolivianer kennen gelernt, welcher mir spontan angeboten hat, mich am Abend durch das Dorf zu führen. Das war auch ganz nett, er zeigte mir die Jesuitenkirche und wir besuchten sogar einen Gottesdienst. Normalerweise bin ich nicht so der Kirchenfan, dieses Gebäude hat mich jedoch echt fasziniert: Es besteht komplett aus Holz und ist bemalt. Dadurch entsteht eine richtig warme Atmosphäre in dieser Kirche.
Am nächsten Morgen wollte ich in das nächste Dorf (Concepción) weiterfahren, saß 2 Stunden am Straßenrand des kleinen Dorfes und habe auf den Bus gewartet, der jedoch nicht kam. Mir konnte auch keiner sagen, wann von Concepción aus die Busse nach Santa Cruz fahren und irgendwann beschloss ich, dieses Dorf nicht mehr anzuschauen und bin in den nächsten Bus eingestiegen, der nach Santa Cruz ging. Ziemlich traurig aber ich hatte einfach keine Lust mehr ... Das Doofe war einfach, dass ich zum einen nicht der Allein-Reise-Typ bin (das würde sicher gehen, wenn man sich mit anderen Alleinreisenden zusammenschließen hätte können) und zum zweiten war ich mit den Gedanken schon wieder daheim in Deutschland, was auch nicht gerade die tollste Voraussetzung zum Reisen ist. Nun gut, das ist eben auch ne Erfahrung!
Einen Tag verbrachte ich dann noch lesend in einer Hängematte im Hostal in Santa Cruz, bevor es weiter nach Cochabamba ging - eine Stadt zwischen Santa Cruz und La Paz, in welcher ich mein letztes Wochenende in Bolivien verbrachte. Meine bolivianische Freundin Daniela kommt dort nämlich her und sie lud mich und Janine zu ihrer Familie ein. Ihr Bruder, ihre Mum und sie bemühten sich, dass wir den besten Eindruck von der Stadt und bolivianischen Bräuchen bekommen und hatten schon ein großes Programm auf die Beine gestellt. Am ersten Tag ging es erst mal in das Stadtzentrum und nachmittags zu einem Stausee und in ein kleines Dörfchen. Wir mussten unbedingt Chicha probieren, ein alkoholischen Getränk aus Mais, bekamen ein leckeres Essen vorgesetzt und hatten die Möglichkeit eine bolivianische Familie kennen zu lernen. Am nächsten Tag ging es zum Cristo. Wie in Rio de Janeiro befindet sich in Cochabamba auf einem Berg eine riesige Cristo-Statue, welche von der ganzen Stadt aus zu sehen ist. Früh am Morgen stiegen wir den Berg zu dieser hoch und genossen den Ausblick auf die Stadt. Zum Mittagessen ging es in ein Hotel mit Pool, an dessem Rande es ein Mittagsbuffet gab. Dort wurde uns dann vorgeführt, was uns schon jeder über die Cochabambinos erzählt hatte: Sie essen Unmengen!!! Es war nicht mehr feierlich, wie die Bolivianer bei diesem Buffet ihre Teller beladen hatte...
Nachts ging es dann wieder zurück nach La Paz, denn die beiden Mädels mussten am nächsten Tag, Montag, ja wieder arbeiten...
Meine letzte Woche verbrachte ich damit, meine restlichen Geschenke in La Paz zu besorgen, nochmal alle Leute zu treffen und bei meinem Chef war ich auch noch zum Essen eingeladen - sehr nett! Einen halben Tag fuhr ich auch noch nach Tiwanaku: Eine Ausgrabungsstätte in der Nähe von La Paz, welche noch vor der Inka-Kultur entstand. Teilweise sind die Funde fast 2000 Jahre alt. In den Wochen und Monaten zuvor hatte ich es nie geschafft, dorthin zu fahren, so dass ich meinen vorletzten Tag noch dazu nutzte.

Seit 10 Tagen bin ich nun wieder daheim! Dieses Mal kam mein Gepäck auch mit mir im Flieger mit, ich musste kein Übergepäck bezahlen, nur die 30 Stunden Reise waren einfach zu lange!
Ich freue mich jetzt auch so richtig, wieder hier zu sein. Die Zeit in Bolivien war echt super toll, 5 Monate reichen jedoch. Morgen geht es mit meinem Sack und Pack wieder zurück nach Tübingen, wo ich ab Mitte Oktober meine Diplomarbeit schreiben werde. Davor geht´s jetzt aber erst mal noch nach Kölle und zu meiner Schwester nach Den Haag.