Dienstag, 3. Juli 2007

Villa Tunari

Letztes Wochenende verbrachte ich in Villa Tunari - eine kleine Urwaldstadt 10 Busstunden von La Paz entfernt. Ne ganz schöne heftige Entfernung für ein Wochenende (2 Nachtfahrten), aber wie die Bolivianer sagen: valió la pena - der Aufwand lohnte sich!
Zum ersten Mal war ich nicht mit anderen Praktikanten unterwegs, sondern mit einem bolivianischen Freund - mit Pitu (eigentlich Hector). Das heisst: Das ganze Wochenende ohne ein Wort Deutsch. Klappte ganz gut...
Den Samstag und Sonntag waren wir viel zu Fuss unterwegs und erkundeten die Umgebung. Um Villa Tunari herum gibt es viele Naturparks mit einer wunderschönen Vegetation. Die Stadt befindet sich auf einer Höhe von nur 300m und diese Region gehört bereits zum Amazonasbecken, weshalb das Klima schon tropisch ist und so auch die Pflanzenwelt.
Zuerst wanderten wir durch einen Tierpark, in welchem Affen, Pumas, Vögel und andere Tiere wieder an die Wildnes gewöhnt werden, nachdem sie in Zoos, Zirkus´etc. an die Menschen gewöhnt waren oder auch schlecht behandelt wurden. Viele Voluntaries aus aller Welt kümmern sich nun dort um die Tiere. Ausserdem hat dieser Park schöne Pfade und einen herrlichen Blick über die Region zu bieten.
Nachmittags erwartete mich ein persönliches Highlight. Pitu ist Ingenieur und plante in letzter Zeit eine neue Strasse zwischen Cochabamba und Villa Tunari. Momentan existiert an dieser Stelle nur ein Trampelpfad und diesen ist er abgewandert um den Strassenverlauf zu berechnen. Dabei stiess er vor einigen Wochen auch auf ein kleines Dorf in der Nähe von Villa Tunari, welches komplett abseits der Zivilisation liegt. Es führt keine befahrbare Strasse dorthin und die Bewohner transportieren ihre Ernte auf dem Rücken in den nächsten Ort, wofür sie 4 Std. benötigen. Als er mir davon erzählte war ich sofort interessiert und wollte dieses Dorf kennenlernen. So liessen wir uns von einem Taxi so weit wie möglich in die Pampa fahren und wanderten die restlichen 1,5 Stunden über Stock und Stein, durch Bäche und über Geröll zu diesem entfernten Ort. Dieses Dorf erstreckt sich über eine grosse Entfernung, wobei zwischen den einzelnen Häusern jeweils 200m Platz ist. Als wir dort ankamen trafen wir erstmal 2 Männer an, welche auf dem Weg lagen, Coca kauten und uns argwöhnisch beäugten - klar, hierher verirrt sich normalerweisse keiner. Es kamen auch direkt Kinder angerannt, die uns neugierig aber auch sehr schüchtern begrüssten. Die Häuser der Bewohner sind eher Hütten und auf Pfählen gebaut. Im oberen Stock schläft die Famile, um so nachts nicht den Tieren ausgesetzt zu sein. Überall gibt es Bananenstauden und Coca-Felder. Es gibt kein fliessend Wasser und keinen Strom, allerdings jedoch eine Kirche und eine Schule. Die Strasse, welche neu gebaut wird, wird direkt durch dieses Dorf führen. Angeblich sind die Bewohner über diesen Bau super glücklich, da sie dadurch endlich an das Verkehrsnetz angeschlossen sein werden und so auch die Möglichkeit haben, ihre Ernte in grösseren Mengen zu verkaufen. Momentan wäre es so, dass sie teilweise mehr anbauten, als dass sie verwerten können, da sie einfach nicht die Möglichkeit haben, ihre Ernte zu transportieren. Klar, die Anbindung an das Verkehrsnetz bringt den Dorfbewohnern sicherlich auf bestimmte Art und Weise Vorteile, mit der Idylle des Dorfes und der Ruhe wird es jedoch vorbei sein!
Für mich war es auf jeden Fall super interessant, soetwas mal gesehen zu haben - Entwicklungsland pur!
Den Sonntag morgen verbrachten wir an einem kleinen Urwaldbach, liessen uns die Sonne auf den Bauch scheinen (oh wie angenehm) und am Nachmittag ging es auch schon wieder zurück nach La Paz in den Winter.