Montag, 27. August 2007

Muela del Diablo

Muela del Diablo - Backenzahn des Teufels: So wird ein Fels in der Nähe von La Paz genannt und mit viel Fantasie kann man in ihm auch tatsächlich einen Zahn erkennen.
Am Fusse dieses Teufelszahnes sollte am gestrigen Sonntag ein Volksfest stattfinden, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten. Leider stellte dieses sich als Reinfall heraus, da dieses schon zu Ende war, als wir um circa 14.30 Uhr dort ankamen und von den auf den Plakaten angepriesenen Musikgruppen haben wir keine einzige mitbekommen. Deswegen nutzten wir die Zeit für eine kleine Wanderung und genossen den Ausblick über ganz La Paz ...

Meine Zeit in Bolivien neigt sich nun dem Ende zu. Die letzte Arbeitswoche ist angebrochen und am Samstag starte ich meine kleine Reise. Die erste Woche kommt eine Freundin mit nach Peru und wir wollen zum Machupicchu und in den Colca Cañon bei Arequipa. Eigentlich wollte ich mir noch mehr in Peru anschauen, das Erdbeben vor kurzem hat mir jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deswegen werde ich mit Janine zurück nach La Paz fahren, von dort aus am 10.9. nach Santa Cruz im Osten von Bolivien fliegen und von dort aus nach Cochabamba fahren, wo ich mich mit meiner bolivianischen Freundin treffen werde. So um den 17. September werde ich dann wieder in La Paz sein und am 20. September geht mein Flieger back to Germany...

Mittwoch, 22. August 2007

Sorata

Letztes Wochenende ging es nach Sorata - ein kleines Städtchen 150 km nördlich von La Paz auf nur 2700 m Höhe. Dieses ist bekannt für seine Kolonialbauten und für die Landschaft, in der es liegt. Es hiess, man könne dort toll wandern, was wir dann auch gleich mal gemacht haben. Wir, das heisst: Daniela (Bolivianerin), Pitu (Bolivianer), Daniele (Italiener), Janine, Vanessa, Franca und ich.
Am Samstag besuchten wir eine Grotte, welche relativ touristisch aufgezogen war (mit Tretbooten im Inneren). Trotzdem hat sie mir ganz gut gefallen, da sie super gross war und wir die einzigen Besucher waren.
Am Sonntag stand dann eine krasse Wanderung an: Wir wurden auf ca. 3300m auf einen Berg gefahren und von dort aus wanderten wir auf 4200m zu einer Lagune hoch. Zum einen war es super anstrengend, da der Weg steil war und es nur bergauf ging, zum anderen weil die Luft irgendwann auch recht dünn wurde. Die Anstrengung hatte sich jedoch gelohnt, denn nach 3,5 Stunden erreichten wir unser Ziel, welches direkt unterhalb des Illampus liegt, ein 6000er. Dieser Anblick war doch recht beeindruckend.
Leider war es recht bewölkt, wodurch keiner von uns an Sonnencreme dachte. Dies machte sich bezahlbar, denn am Abend hatten alle einen fetten Sonnenbrand im Gesicht. Ein weiteres Souvenir dieser Wanderung war ein netter Muskelkater (am Montag konnte ich kaum Treppensteigen) und eine etwas weniger nette Infektion. Irgendetwas falsches muss ich wohl gegessen haben, denn am Montag abend hatte ich Fieber, Kopfweh, kalte Hände, Bauchweh und mir war schlecht. Deswegen bin ich gestern erst mal zum Arzt und dieser meinter, dass ich auf jeden Fall ne Infektion habe - aber ob es Salmonellen, Amöbien, Parasiten o.ä ist, kann er mir erst morgen sagen. Da bin ich ja mal gespannt! Aber macht euch keine Sorgen: Eigentlich geht es mir ganz gut, bin lediglich etwas schwächlich und schön am Tee trinken und Kekse essen. Ich glaube, davor bleibt in Bolivien einfach niemand verschont!

Montag, 13. August 2007

Buenos Aires

Die Zeit vom 2.-11.08. verbrachte ich in Buenos Aires - eine sehr europäische Stadt, in der ich am Liebsten noch viiiieeeel länger geblieben wäre.
Der Grund für die Reise stellte das Southamerican Business Forum dar: Ein Studentenkongress zum Thema "Nachhaltige Entwicklung Lateinamerikas", an welchem Studenten aus aller Welt teilnahmen. An diesem nahm ich die ersten drei Tage meines Aufenthaltes in Buenos Aires teil. Ich bin jedoch froh, dass ich noch ein paar Tage länger blieb, denn der finanzielle Aufwand der Reise hätte sich alleine für das Forum nicht gelohnt. Die Referenten waren zwar alles sehr renomierte Leute, wie z.B. der Vize von Petrobras und General Electrics, der deutsche Botschafter oder der Ex-Kanzler von Österreich und momentaner VW-Chef von Argentinien. Deren Beiträge variierten jedoch sehr in ihrer Qualität, teilweise waren die Präsentationen reine Firmen-Propaganda oder es wurden tausende Zahlen genannt, ohne dass diese mittels Schaubildernveranschaulicht wurden. Ab und zu vermisste ich auch das akademische Niveau.
Dafür war die Organisation jedoch super gut und ich lernte viele nette Studenten v.a. aus Lateinamerika kennen. Es war super interessant z.B. von Venezolanern oder Kolumbianern aus erster Hand mehr über die momentane politische und wirtschaftliche Situation ihrer Länder zu erfahren. An den Abenden wurde immer sehr viel gefeiert, so dass ich nach den drei Tagen Kongress erst einmal erholungsbedürftig war.
Total super war, dass mein Mitbewohner Bene aus La Paz auch nach Buenos Aires geflogen kam, so dass ich die restliche Zeit meines Aufenthaltes die Stadt nicht alleine besichtigen musste.
Buenos Aires hat ein unglaubliches Flair. Durch die vielen Häuser im Kolonialstil fühlte ich mich fast wie in Europa, z.B. wie in Madrid. Es gab endlich mal wieder ordentliche Geschäfte, in welchen man alles kaufen konnte, nach was einem das Herz begehrt und dabei war auch noch Winterschlussverkauf: Sehr tückisch! Auch sehr reizvoll war das sehr geile argentinische Rindfleisch, welches man sehr günstig überall direkt vom Grill essen kann - köstlich!
Die Bevölkerung aus Buenos Aires - auch porteños genannt - erscheint sehr westlich, vom Kleidungsstil und von ihrem Auftreten her. Ihnen wird auch nachgesagt, super viel auf sich zu halten. Ein Witz über die porteños: "Wie begeht ein porteño Selbstmord? - Er springt von seinem Ego herunter." hihi.... witzig!
Für mich war eine "europäische" Stadt nach drei Monaten La Paz jedoch super erholsam. Ein stückweit habe ich mich wie zuhause gefühlt und am Ende wollte ich gar nicht mehr unbedingt nach La Paz zurück...
Bene und ich liessen die Zeit in Buenos Aires ziemlich ruhig angehen und hetzten nicht von einer Touri-Attraktion zur nächsten. Davon gibt es auch nicht soooo viele - was die Stadt ausmacht ist einfach die Stimmung in den Strassen und deswegen sind wir super viel einfach nur durch die Stadt gelaufen und haben uns die verschiedenen Viertel angeschaut.
Wie z.B. das Viertel "La Boca". Dieses ist bekannt für seine bunten Häuser. Da es am Hafen liegt, haben die Seemänner die restliche Schiffsfarbe dazu benutzt, die Häuser anzumalen - sehr hübsch. Mittlerweile aber auch super touristisch. In La Boca befindet sich auch das Stadion von Boca Juniors, eine Mannschaft, die jedem wahren Fussball ein Begriff sein sollte (Heimatverein von Maradona). Eine Stadionbesichtigung liessen wir uns deswegen natürlich nicht entgehen!
Auch besichtigten wir das Künstlerviertel "San Telmo", das Regierungsviertel mit dem Casa Rosada (der Regierungssitz von Kirchner), die breiteste Strasse der Welt (ca 16-spurig), den modernen Hafen "Puerto madero" mit zu Business-Gebäuden umgebauten Hafenanlagen, einen Friedhof mit riessigen Gruften bekannter Persönlichkeiten aus Buenos Aires (mit dem Grab von Eva Perón - besser bekannt als Evita) und auch eine Tango-Show. Der Tango ist die Leidenschaft der Porteños und wirklich sehr beeindruckend anzuschauen - voller Leidenschaft!!!

Einen Ausflug machten wir auch nach Colonia/ Uruguay. Diese Stadt auf der anderen Seite des "Rio de la Plata" und ist mit dem Schnellboot nur 1 Stunde von Buenos Aires entfernt. Das Altstadt-Zentrum ist Weltkulturerbe der UNESCO und man fühlt sich wie in Portugal: Lauter kleine bunte Häuser. Leider gab es ansonsten nicht mehr allzu viel zu sehen. Aus Langeweile entschlossen wir uns einen Ausritt zu machen, der als Touristenattraktion angeboten wurde. Ich als grosser "Pferdefan" hatte mein Pony natürlich super im Griff und überstand sogar kurze Trab-Strecken... Danach tat mir jedoch mein Hintern weh und ich war total durchgefroren, denn es war ein super kalter Tag.
Hier in La Paz erwarten mich weitere drei Wochen Praktikum. So langsam bin ich auch froh, dass es bald wieder nach Hause geht. Auf dem Flughafen von Buenos Aires stand eine riessige Lufthansa-Maschine, die nach Frankfurt ging. Ich wäre am Liebsten eingestiegen...