Montag, 28. Mai 2007

Lago de Titicaca


Vergangenen Samstag ging es früh morgens an den Titicaca-See - der höchst gelegenste schiffbare See der Welt. Dabei war meine WG: Johanna, Daniela, Bene (3 Deutsche), Luis (Spanier) und Taeke (Holländer). Nur Daniele der Italiener blieb in La Paz.
Nach vier Stunden Fahrt und einem ganzen Bus voller Israelis kamen wir nach kleineren Problemen in Copacabana an. Joh, Bene und Luis hatten nämlich ihr Reisepässe nicht dabei und bei einer Passkontrolle mussten sie deswegen erst mal blechen (Bestechungsgelder????).
Die Hafenstadt Copacabana am Titicaca-See ist übrigens die Namensgeberin für die brasilianische und nicht umgekehrt.
Nach einer kurzen Besichtigung der Stadt, in der es ausser der Kirche nicht viel zu sehen gibt, ging es mit einem kleinen überladenen Boot auf die Isla del Sol. Während der 90minutigen Überfahrt konnte man einen herrlichen Blick auf die schneebedeckten Berge der Cordillera Real geniessen. Wir liessen uns mit dem Boot auf die Nordseite der Insel bringen, um dort erst Inkaruinen anzuschauen (diese erwiesen sich als nicht allzu spannend) und dann eine 3stündige Wanderung auf die Südseite der Insel zu machen. Da es schon nachmittags war und die Sonne um 18.30 Uhr untergeht, fand circa die Hälfte des Weges im Dunkeln statt. Nach anfänglichen Bedenken, ob es so klug ist, eine Wanderung in unbekanntem Terrain im Dunkeln zu unternhemen, stellte es sich dies als überhaupt kein Problem heraus. Es gab nur einen Weg von Nord nach Süd und dieser war mit Steinen begrenzt, so dass man sich gar nicht verlaufen konnte. Ausserdem schien der Mond so hell, dass man auch gut sehen konnte.
Die Isla del Sol ist echt wunderschön: Eine Insel mit einer Bergkette (die wir erst mal erklimmen mussten), ziemlich karger Vegetation mit vielen Eseln und Schaafen und mit herrlichem Blick über den See. Das Wasser des Sees ist intensiv blau und dazu die schneebedeckten Berge im Hintergrund...
Wir übernachteten in einem Hostal auf der Südseite der Insel, genossen zum Abendessen eine Trucha (Forelle) und am nächsten Morgen ging es zurück auf´s Festland. Dies entpuppte sich jedoch als kleines Abenteuer: Wir waren wieder in einem überfüllten Boot unterwegs und nach ca 30 Minuten gab es eine kleine Aufruhr: Wasser drang ein. Das hiess, wir mussten schnellstens ein Ufer ansteuern, damit alle Passagiere aussteigen konnten, damit kein Unglück geschah. Nur leider war das nächst gelegene Ufer eine Steilküste. Ich habe mich schon auf ein kleines Bad im Titicaca-See eingestellt, was aufgrund der Temperatur in dieser Höhe sicherlich nicht so angenehm gewesen wäre, dann kam aber eine kleine Bucht in Sicht, die angesteuert wurde. Alle Passagiere wurden ausgeladen, eine halbe Stunde lang das Wasser aus dem Rumpf des Bootes geschöpft und danach die Hälfte der Leute mit dem Boot auf den See gefahren, wo sie in ein anderes umsteigen konnten. Das Boot mit dem Leck kam zurück, wir stiegen ein und fuhren eine weitere Stunde mit dem kaputten Schiff zurück nach Copacabana. Da weiterhin Wasser eindrang, mussten wir es uns im Heck bequem machen, so dass der Bug nach oben ging und nicht mehr so viel Wasser reinkam... Bolivien!
Im Endeffekt ist nichts passiert, wir kamen heil auf dem Festland an, liessen uns zum Mittagessen nochmal eine Trucha schmecken und Nachmittags ging´s wieder zurück nach La Paz.

Was mir bei der Rückfahrt wieder bewusst geworden ist, wie arm dieses Land ist. Wir passiert viele kleine Dörfer, in denen Frauen die Wäsche im Bach wuschen und die Häuser super einfach aus Stein gebaut sind. Auch passierten wir El Alto - eine Stadt, die prinzipiell mit La Paz zusammen gewachsen ist und dort sehen alle Häuser aus wie Rohbauten und die Strassen sind nicht geteert. Am Strassenrand reihen sich die Händler, die in kleinen Ständen das Lebensnotwendigste verkaufen, die Frauen transportieren alles in bunten Tüchern auf ihrem Rücken und Hunderudel streunen umher.
Auch in La Paz selbst sind die meisten Häuser nicht verputzt - nur in den reicheren Gegenden. Und da ich selbst in so einer wohne, ist mir die Armut dort oftmals gar nicht so richtig bewusst...